ÜBER DIE (SELBST) BESTIMMUNG DES MENSCHLICHEN SEINS
Lebst Du Selbst-Bestimmt oder Gott-Bestimmt?
VORWORT
Der Mensch ist nicht mehr so, wie Gott ihn geschaffen und gemeint hat. Auch die den Menschen umgebende Welt ist es nicht mehr. Das Aufbegehren des Menschen gegen Gott, dass die Bibel in den intensiven Bildern vom Sündenfall vielschichtig zeigt, hat zur Folge, dass das gesamte Menschengeschlecht und jeder einzelne Mensch erlösungsbedürftig ist – und mit ihm die ganze Schöpfung. Diese Erlösungsbedürftigkeit des Menschen bezieht sich vor allem und zuerst auf die Fähigkeit, in wahrhaftigen, vertrauensvollen Beziehungen zu leben, zuerst in der Liebe zu Gott, dann zu den Mitmenschen und Mitgeschöpfen und zu sich selbst. Der Bruch der Gottesbeziehung führt ihn in die Erfahrung, dass gerade das Leben in Beziehungen fortan eine mühsame Angelegenheit für den Menschen wird, voller Sehnsüchte einerseits und voller Widersprüche andererseits. Denn die Abkehr von Gott führt zunächst zur Selbstbezogenheit. Mit der vordringlichen Ichbezogenheit statt Gottbezogenheit haben Vernunft, Gefühl und Körperlichkeit ihre ursprünglichste und tiefste Ausrichtung und Verankerung verloren. Sie sind halt- und orientierungslos geworden. Sie neigen zur Verselbständigung.
Unsere gebrochene Welt führt uns in so manch schwere Situationen, die uns nicht in die Versuchung führen darf, Grundsätzliches beliebig zur Disposition zu stellen. Mann-Sein und Frau-Sein ist aus dem christlichen Menschenbild herkommend das grundlegend Normale und am Normalen können wir lernen, was grundlegende Norm ist. Denn ausnahmslos jeder Mensch ist das Kind, der Nachkomme, genau eines Mannes und einer Frau – die beide im Akt der Zeugung des Menschen Mitwirkende am Schöpfungsakt des Schöpfers sind. Wir sind der Überzeugung, dass Gott uns in seiner Schöpfungstat wunderbar erdacht hat und dass wir als dieser Gedanke Gottes trotz der Gebrochenheit der Schöpfung nicht völlig ausgelöscht wurden. Wir tragen die Signatur des Geschaffenseins von einem liebenden Schöpfer fortwährend an und in uns. Als bekennende Christen glauben wir, dass wir in die ursprüngliche und heile Identität nur durch die transformierende Erlösung Christi zurückfinden können.
WUNSCHDENKEN
Hermann und Herta erwarten ihr erstes Kind. Wie tausende andere werdende Eltern fiebern sie Tag für Tag dem errechneten Geburtstermin entgegen. An der Pinwand hängen bereits Fotos von den Ultraschalluntersuchungen. Es wird ein Junge! Es ist deutlich zu sehen. Einen Jungen haben sie sich auch gewünscht.
Große Freude durchdringt den Kreißsaal, als der Neugeborene seinen ersten Laut von sich gibt. Er wurde wunschgemäß per Kaiserschnitt zum veranschlagten Termin aus dem Mutterleib geholt, noch bevor die Wehen einsetzten. Die beiden Eltern wollten keinen Stress bei der Geburt. Er soll Herbert heißen. Er wird es guthaben. Auf ihn wartet ein perfekt vorbereitetes Kinderzimmer mit sämtlichen Annehmlichkeiten.
Nach 6 Monaten wird Mama wieder ihrer beruflichen Tätigkeit nachgehen, schließlich hat sie dafür lange genug studiert. Ein Kindermädchen ist bereits angeheuert, ein christlicher Kindergarten ausgesucht und natürlich der Besuch einer christlich geführten Privat-Schule eingeplant. Alles läuft nach Wunsch und Plan. Schließlich soll Sohn Herbert die Firma seines Vaters übernehmen.
Doch auf einmal sind alle diese Pläne zerstört, als Herbert sich bei einer Familien-Weihnachtsfeier “outet”. Herbert fühlt sich nicht mehr als Mann, er ist eine Frau! Er hat es lange genug in sich getragen, aber nun kann er nicht mehr. Er muss zu seinem inneren Geschlecht stehen und konfrontiert seine Familie mit dieser Realität. Fassungslose Gesichter, Stille im Raum, wo gerade noch reger Austausch die friedliche Weihnachtszeit lärmend erheiterte. Vater Hermann nimmt Herbert am Arm und zerrt ihn in ein Nebenzimmer, während sich der Rest der Gesellschaft ratlose Blicke zuwirft.
Mittlerweile heißt Herbert nun Berta. Sie hat sich kostspielig operieren lassen, um ihren Körper bestmöglich dem anzupassen, wie Berta sich sieht und fühlt. Den Kontakt zu ihren Eltern hat sie abgebrochen.
GESELLSCHAFTSDRUCK
Wir befinden uns in einer modernen Gesellschaft. Heute dürfen werdende Eltern mit Ultraschallgeräten hineinschauen und sehen, was “es” wird. Sind jene Tage vorbei, wo man sagte (vielleicht im Vertrauen auf Gott): “Hauptsache gesund”?
Auf der anderen Seite hört man Frauen und Männer lautstark die uneingeschränkte “Selbstbestimmung” einfordern – man will selbst entscheiden dürfen, ob ein Embryo heranwachsen und geboren werden darf oder nicht. Man will das absolute Recht haben ein hilfloses Leben abtreiben zu lassen, ohne moralisch als Mörder bezeichnet zu werden.
Und da sind noch die Stimmen derer, die organisch männlich oder weiblich das Licht der Welt erblickt haben, jedoch nach einer gewissen Zeit die Entscheidung selbst treffen möchten, dass jeweils andere Geschlecht oder auch eines der zig vielen Geschlechtsidentitäten anzunehmen. (1)
Selbstbestimmung und ausgeprägte Individualität ist heute das absolute Credo unserer Gesellschaft. Je jünger die Menschen, desto stärker lässt sich dieses Phänomen beobachten. Wir nähern uns dem Ideal “Tu, was du willst. Das sei dein ganzes Gesetz!” (2) Diese Einstellung wird auf unterschiedliche Weise in einem breiten Spektrum sichtbar. Die Geschlechtsidentität ist nur eine davon.
GRENZT GOTT MENSCHEN AUS?
Bei der Sexualität ist die Vielfalt tatsächlich gar nicht neu, sondern schon Jahrtausende alt. In den Büchern Mose lesen wir sehr konkret von Verhaltensweisen, die Gott als “Gräuel” bezeichnet, wovor man Ekel und Abscheu empfinden sollte (5 Mo 7:26). Die Bibel warnt vor Sex mit Familienmitgliedern, Homosexualität und Sex mit Tieren. Für Gott ist dieses Verhalten dermaßen schlimm, dass er dafür ganze Städte und Völker gerichtet hat! (3) Sodom und Gomorra sind ein populäres Beispiel dafür. Aber auch im letzten Buch der Bibel, der Offenbarung, wird dieses Thema genauso deutlich aufgegriffen und festgestellt, dass Menschen mit solchem Verhalten keinen Platz im Gottes Reich haben werden (4).
Das ist tatsächlich eine harte und ausgrenzende Botschaft für “Betroffene”. Doch das gilt nicht nur für dieses Thema. Die Bibel ist voll von Ermahnungen und jeder findet etwas, das ihn „betrifft“, wo Gott deutlich macht, dass dieses Verhalten einen von der neuen Erde ausschließt. Dazu gehört beispielsweise eine mangelnde Vergebungs- und Liebesbereitschaft oder Unglaube (6). Als Gräuel bezeichnet Gott auch die Unehrlichkeit im Geschäftsleben, Vortäuschung von Tatsachen (5 Mose 25:13-16), sowie Stolz (Sprüche 16:5), womit wirklich jeder von uns zu kämpfen hat und diese Neigung einen bis ans Lebensende begleiten kann.
Kein Mensch sollte sich darum über Homosexuelle überheben oder ihnen den Aufkleber “besonders schlimmer Sünder” verpassen. Leider passiert das sowohl in der Welt als auch in der Christengemeinde (wegen Andersartigkeit von natürlicher oder gottgefälliger Sexualität). Auch hier zeigt sich gut und gern das moderne Pharisäertum: „Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die anderen Leute, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner…“ (Lukas 18:9-14).
Wir sollten folgende Prinzipien niemals vergessen:
# Liebe ist für alle und wird von allen eingefordert. (7)
# Liebe ist grenzenlos und achtet niemals auf die Person. (8)
# Sünde ist und bleibt Sünde! Egal in welcher Form und Tragweite. (9)
# Sünde hat immer und uneingeschränkt den ewigen Tod zur Folge. (10)
# Gott hasst die Sünde – liebt aber den Sünder! (15)
Jesus mahnt eindringlich: “Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet.” (11) Mit diesem Spruch hatte unser Heiland ganz gewiss nicht nur eine einzige Art von Sünde im Sinn, sondern jede Sünde. Wir sind aufgerufen zur Demut, Sanftmut und einem Rettergeist, die uns Jesus höchst persönlich lehren möchte. (12) Somit ist es für Christen nicht legitim, lautstark Homosexuelle, Transsexuelle oder andere Sünder zu verurteilen und ihnen mit Verachtung zu begegnen. Auf der anderen Seite werden wir jedoch ermutigt, die Werke der Finsternis aufzudecken, anstatt mit ihnen Gemeinschaft zu pflegen (13), denn Christus ist gekommen die Werke des Teufels zu zerstören (14). Dazu ist allerdings Liebe und Feingefühl nötig, eine herzliche Anteilnahme – und vor allem das Bewusstsein der eigenen Sündhaftigkeit und Erlösungsbedürftigkeit. Letztlich sitzen wir alle im gleichen Boot!
DER MENSCH IM SCHÖPFUNGSBERICHT
Wenn wir beim Thema Geschlechtsbewusstsein und verkehrte Sexualität bleiben, muss man sich die Frage stellen, wieso Gott diese Dinge mit so scharfen Worten verurteilt. Die Antwort darauf kann man erst verstehen, wenn wir den Schöpfungsbericht genau ansehen. Gott schuf uns Menschen nach seinem Bild und er schuf uns als Mann und Frau. Diese Schöpfung bewertet er als “sehr gut”. (16) Daraus kann man ableiten, dass jede Abweichung davon keinesfalls ein “sehr gut” sein kann. Im Bericht über die Erschaffung der Frau wird klar, worum es Gott ging: es herrscht eine Sehnsucht, weil der Mann allein ist, daher stellt Gott ihm eine Frau zur Seite, als ein Gegenüber, als Partnerin. Mit ihr wird er “ein Fleisch”, eine Vereinigung in Körper und Geist (17) und aus dieser Verbindung entstehen Kinder (18).
Gott greift dieses Bild der Ehe, Sexualität, Familie auf und verwendet es als ein Bild, wie er, als der allmächtige und liebevolle Schöpfergott, sich die Verbindung zu uns Menschen wünscht: innig, intim, fruchtbar, vertrauensvoll, ergänzend, fürsorglich, geschützt, respektvoll usw. (19) Wenn das biblische Wort nicht verdreht und “selbstbestimmt” verbogen wird, dann kann die Quintessenz dieses Bildes tatsächlich nur innerhalb einer Beziehung passieren: zwischen Mann und Frau, innig verbunden, und ihren Kindern.
Eine (intime) Verbindung zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern, kann diesem Gottes-Ideal keinesfalls entsprechen, weil diese Beziehung unvollständig ist. Es fehlt das Gegengeschlecht auf der biologischen, wie auch auf der psychologischen Ebene. Die Folgen, die aus solchen Beziehungen erwachsen, wenn Kinder von Homosexuellen adoptiert werden, ist ein Zeugnis für sich.
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang der thematische Bezug in der Offenbarung. Er spricht von einem modernen Babylon, das einerseits ein Symbol für Verwirrung und andererseits ein Symbol für Stolz und Auflehnung gegen Gott ist. Dabei verwendet Gott treffend den Begriff “Hurerei”, einer außerehelichen, sexuellen Handlung, und als Folge davon eine dämonische Belastung! (20)
In Summe liegt die Begründung der Ablehnung Gottes gegenüber jeder geschlechtlichen Verwirrung bzw. außerehelichen Beziehung darin, dass sie das ursprüngliche Bild Gottes im Menschen zerstört und zu einem “Behältnis unreiner Geister” wird.
Gott hat am ewigen Tod des Sünders keinerlei Freude, sondern “dass sich der Gottlose bekehre von seinem Wesen und lebe” (21). Er “hat uns nicht berufen zur Unreinheit, sondern zur Heiligung” (22), damit wir vor dem heiligen Gott bestehen und sein Angesicht sehen können (23).
FAZIT
Das Evangelium ist die gute Nachricht, dass alle Menschen unter die Gnade und Vergebung Gottes gestellt wurden. Es ist aber auch die Nachricht davon, dass alle Menschen das ursprüngliche Bild Gottes verloren haben. Gottes Wiederherstellungswerk des Evangeliums für die Menschheit besteht darin, dass das ursprüngliche Bild in jedem Gläubigen wieder sichtbar wird. Wer das Evangelium für sich in Anspruch genommen hat, wendet sich von Selbst-Bestimmung hin zur Gott-Bestimmung zu. Alle Menschen, ohne jede Ausnahme, sind diesem Prozess der Erlösung und Wiedergeburt durch den Heiligen Geist unterworfen, die Heiligung genannt wird, “ohne die niemand den Herrn sehen wird.“ (24) Der Reformator Martin Luther sagte dazu: „Welch ein Wechsel: Jesus nimmt meine Sünde, und ich bekomme seine Heiligkeit.“
Möge Gott uns Weisheit und Liebe schenken, wie wir einander begegnen, damit wir uns gegenseitig ermutigen, füreinander beten und kämpfen! Ohne Ansehen der Person, als würdige Kinder Gottes und als ein hingebungsvolles Priestervolk! (25)
Quellen
- https://genderdings.de/gender/geschlechtsidentitaet/
- https://www.livenet.de/themen/leben/zusammenleben/126738-tu_was_du_willst_herkunft_und_wirkungsgeschichte_eines_unscheinbaren_saetzleins.html
- Vergleiche 1. Mose 18 & 19; 3. Mose 18
- Offenbarung 21:8; 22:11, 15
- z.B. Mörder, Zauberer, Götzendiener, Lügner Offenbarung 22:15; Apostelgeschichte 5:1-11
- Matthäus 22:27-40; 6:9-15; Offenbarung 21:8
- Matthäus 22:27-40
- Hiob 34:19; Jakobus 2:9; Johannes 7:24
- Jakobus 2:10-11
- Prediger 12:13-14; Römer 6:23; Hesekiel 18:20; Sprüche 8:36
- Matthäus 7:1
- Matthäus 11:28-30
- Epheser 5:11
- 1. Johannes 3:8
- Jeremia 44:4; Sacharja 8:17; Offenbarung 2:6; Johannes 3:16
- 1. Mose 1:26-27, 31
- 1. Mose 2:18-24
- 1. Mose 1:28
- vgl. Hosea 2:21-22
- 1. Mose 11:1-9; Daniel Kapitel 2 & 3; 4:27; Offenbarung 17:5; 18:2
vgl. hierzu eine Erläuterung des sog. “pride month” (dt. Stolz Monat):
https://echte-vielfalt.de/lebensbereiche/lsbtiq/woher-kommt-eigentlich-der-pride-month/
- Hesekiel 33:11
- 1. Thessalonicher 4:7
- 1. Korinther 13:12; 1. Johannes 3:1-3
- Hebräer 12:14
- 1. Petrus 2:9